Unter dem Motto „Inklusion überzeugt“ wurden in Berlin vier Unternehmen aus Bayern, Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen mit dem Inklusionspreis für die Wirtschaft ausgezeichnet – für ihre vorbildliche Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen.
Der Preis prämiert zum zehnten Mal herausragende Praxisbeispiele für Inklusion am Arbeitsmarkt. „Die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen, dass die Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen nicht nur gelingen kann, sondern ein echter Gewinn für alle Beteiligten ist“, so Olaf Guttzeit, Vorstandsvorsitzender des UnternehmensForums und Sprecher der Initiierenden. Sein Fazit: „Inklusion ist keine Frage der Unternehmensgröße oder Branche.“ Das machten die prämierten Unternehmen deutlich. Schirmherr des Preises ist Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, der überzeugt ist: „Gerade angesichts des wachsenden Fachkräftemangels kann die deutsche Wirtschaft nicht auf dieses Potenzial verzichten.“
Die Preisträger im Überblick
In der Kategorie „Große Unternehmen und Konzerne“ gewinnt die Commerzbank AG: Sie hat als erste Bank 2018 einen eigenen Aktionsplan zu Inklusion veröffentlicht und 2023 erweitert.Inklusion ist Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie: Ob in den Rekrutierungsprozessen, Einkaufsrichtlinien, Styleguides, in der Kommunikation oder bei den baulichen Rahmenbedingungen. Die inklusiv ausgerichtete Personalpolitik unterstützt mit innovativen Lösungen die Fachkräftesicherung, zugleich wird die Erfahrung von Mitarbeitenden mit Behinderungen zum Nutzen der Kund:innen mit Behinderungen geschätzt.
In der Kategorie „mittelständische Unternehmen“ wird David Hegemann mit seinen vier REWE-Märkten ausgezeichnet: Sein Engagement zeigt ein innovatives, strategisches und nachhaltiges Vorgehen, um Inklusion voranzutreiben. Durch die Übernahme von Beschäftigten aus Werkstätten für behinderte Menschen eröffnet David Hegemann Chancen für eine Personengruppe, die häufig besondere Barrieren auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erlebt. Ein Konzept, das sich in über 3.000 Märkte hineinmultiplizieren lässt.
In der Kategorie „Kleine Unternehmen“ wird die Jugendherberge Goslar gewürdigt: Neue Mitarbeitende mit Behinderungen lernen hier alle Aufgabenbereiche kennen, um festzustellen, welche Tätigkeiten ihren Interessen entsprechen. Weil alle Beschäftigten interessen- und stärkenorientiert eingesetzt werden, arbeiten sie wirtschaftlich. Vorbildlich ist dabei die Berücksichtigung der Gästeperspektive. Das zeigen die vier barrierefreien Zimmer und die Willkommenskultur für inklusive Gruppen.
In der Kategorie „nichtbeschäftigungspflichtige Unternehmen“ erhält die Schreinerei Protze den Preis. Sie zeigt, wie ein regionaler Handwerksbetrieb Inklusion als Strategie zur Arbeits- und Fachkräftesicherung nutzen kann. Die Arbeitsabläufe für die Mitarbeitenden mit Behinderungen wurden immer wieder neu angepasst, um das richtige Verhältnis zwischen Belastbarkeit und handwerklichen Fähigkeiten auszuloten. Zugleich werden ihren Fähigkeiten sinnvoll passend für das ganze Team eingesetzt – von Inklusion profitieren hier alle: Chef, Team und Beschäftigte mit Behinderung.
Erfolgreicher UF-Fachtag im Anschluss
Welche wichtige Rolle Inklusion heute in der Wirtschaft spielt, zeigte auch der Fachtag des UnternehmensForums, der sich an die Preisverleihung in Berlin bei Gastgeber Siemens anschloss: Im Mittelpunkt stand hier die Inklusion bei Behinderungen, die mitten im Berufsleben auftreten – beispielsweise durch Schlaganfälle, eine MS- oder Krebserkrankung. Mitglieder und Netzwerkpartner des UnternehmensForums zogen das Fazit, dass es vor allem Awareness, Offenheit und das Lernen voneinander braucht, damit Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam erfolgreich arbeiten können.